„Ich brauche nur noch ein paar mehr tausend Euro Startkapital“. „Ich muss nur noch ein wenig mehr Kontakte knüpfen.“ „Ich will nur noch diese eine Schulung machen, dann fange ich an.“
Wer darauf wartet, dass alle Sterne günstig stehen, wird wahrscheinlich niemals anfangen seinen Traum zu leben. Du kannst nicht optimal vorbereitet sein, denn du wirst höchstwahrscheinlich nur wissen, welche Richtung du einschlagen willst, nicht aber welcher Weg dahin der richtige ist.
Keiner hat einen grandiosen Masterplan – alle wuseln sich durch
Wenn man die Leben besonders erfolgreicher Leute analysiert, erscheint im Nachhinein alles so eindeutig. Als hätte die geniale Person einen Masterplan gehabt, den er oder sie sich ausgedacht hat und über Jahre mit viel Kraft und Energie verfolgte und schlussendlich am Ziel ankam. Die Wahrheit ist jedoch, dass kaum jemand weiß, welchen Weg er gehen muss. Man kennt eine grobe Richtung, weil man eine Vision hat. Dorthin gibt es aber viele Wege. Was macht man also? – Sich durchwuseln! Man schaut einfach, was funktioniert und was nicht.
Jetzt anfangen? Meine Sterne lagen ungünstig
Ich selbst habe meine Selbständigkeit unter denkbar ungünstigen Sternen begonnen – aus dem Bankrott heraus. Ich war mit anderen Leuten im Geschäft und das ging mächtig in die Hose. Ich stand völlig pleite da. Ich hatte viel Zeit verloren und wusste nicht, was ich machen sollte. Die perfekte Zeit, um Urlaub zu machen. Also schwang ich mich auf mein Fahrrad. Ich packte Zelt und Kocher ein und fuhr über die Alpen, von Garmisch bis zum Gardasee. Ich musste einfach meinen Kopf frei kriegen. Fragen und Zweifel schossen durch meinen Kopf. Sollte ich mir wieder eine Anstellung suchen? Mir ein Polster ansparen, bevor ich einen neuen Versuch wage? Der Gedanke, wieder fremdbestimmt arbeiten zu müssen, noch einmal so viel Zeit zu verlieren, war unerträglich. Nur ein Gefühl gab es in meinem Bauch: „Fuck it – ich mach das Ding jetzt selbst und kann jetzt anfangen!“
Kleine De-Touren sind erlaubt und oftmals notwendig
Ich habe mir dann einen Kunden gesucht und schon war ich selbständig. Konnte ich sofort davon leben? Natürlich nicht. Ich musste immer wieder schauen, wie ich meine Miete zusammen bekam. Mal hab ich meine Wohnung vermietet, mal mein Zeug verkauft, mal meine Freunde angepumpt und manchmal Gelegenheitsjobs ausgeübt. Auf einmal kam – wie von selbst – der zweite Kunde und der hatte Geld. Schon lief das Ding. Ich habe mir ein Team von freiberuflichen Mitarbeitern aufgebaut, die ich sogar zeitweise an andere Geschäftsleute „vermiete“. Hätte ich jemals gedacht, so mein Geld zu verdienen? Absolut nicht! Ich habe mich halt durchgewuselt und die Not macht erfinderisch. Gehe ich immer noch in die richtige Richtung? Ja, mehr denn je. Meine Vision ist klar und deutlich. Ich bewege mich jeden Tag in Richtung dieser Vision. Nur gibt es manchmal kleine De-Touren. Sie sind notwendig, um am Leben zu bleiben.
Sein eigenes Ding zu machen ist schwer, besonders am Anfang. Trotzdem würde ich es um nichts in der Welt eintauschen, denn ich bin in meinem Leben noch nie so sehr gewachsen wie jetzt. Ich nehme alles an, was passiert, denn dies ist mein Weg. Schaue ich in 20 Jahren auf mein Leben zurück, wird es wohl aussehen, als wäre alles Teil eines großen Masterplanes. Eines Planes, den ich am Anfang geschmiedet habe.
Paolo Margari via photopin cc
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