„Enttäuschte Erwartungen“ und „Weihnachten“ ist keine Wortkombination, die wir gerne hören. Trotzdem kann gerade das Fest der Liebe uns sehr deutlich aufzeigen, wie sehr zu hohe Ansprüche uns stressen, uns Lebensqualität kosten und als enttäuschte Erwartungen enden.
Weihnachten muss perfekt sein!
Die Familie kommt zusammen, natürlich in der perfekt aufgeräumten und dekorierten Wohnung, ggf. anwesende kleine Kinder sind freudig erregt und zugleich wohlerzogen und artig, die Geschenke liegen wie aus dem Werbeprospekt übernommen unter dem schönsten Weihnachtsbaum überhaupt, und vor der Bescherung gibt es ein gigantisches Essen mit einer perfekten Gans und mehr Beilagen, als irgendwer überblicken kann. Während die Kinder sich über ihre Geschenke freuen, sitzen die Erwachsenen entspannt und lachend bei einem Glas Wein zusammen. Und draußen schneit es. Natürlich.
Spürst du, wie dich schon alleine solch eine Vorstellung unter Druck setzt und der Stresslevel ins Astronomische steigt? Klar: Du weißt längst, dass dies eine vollkommene übersteigerte Erwartungshaltung ist, die so nur mit mehreren Hausangestellten realisierbar ist. Und auch dann nur, wenn du Glück hast.
Realismus verhindert enttäuschte Erwartungen
Aber obwohl wir wissen, dass das perfekte Weihnachtsfest nicht wie die Schlussszene eines Weihnachtsfilms aussehen muss, sind wir erstaunlich lernresistent, wenn es darum geht, diese Erkenntnis in andere Lebensbereiche zu übertragen. Denn dort erwarten wir noch immer, dass alles genau so abläuft wie geplant. Studiert mit 25, Doktor mit 28, Kinder und Haus mit 33.
In unseren Köpfen haben sich Bilder festgesetzt, wie unser Leben zu sein hat. Und damit setzen wir uns unter Druck und brechen in panische Stressanfälle aus, wenn es nicht läuft wie geplant. Der Doktortitel braucht zwei Jahre länger? Das ist, als würde Heiligabend der Weihnachtsbaum brennen und die Gans im Ofen zu Kohle werden.
Je höher gesteckt deine Ansprüche sind, desto eher werden sie als enttäuschte Erwartungen enden. Denn dein Leben kannst Du nicht zu 100% im Voraus planen.
Träume, aber bleibe realistisch
Natürlich sollst du Träume haben. Wer nicht weiß, was er erreichen will, wird es auch niemals erreichen. Aber sorge zugleich dafür, dass deine Träume realistisch bleiben. Und sei flexibel, wenn etwas Unvorhergesehenes geschieht. Du kriegst plötzlich ein großartiges Jobangebot in Übersee? Dann nimm es an, auch wenn es dann zwei oder drei Jahre länger dauert, bis du ein eigenes Haus hast.
Behalte deine Ziele im Blick und plane, wie du sie erreichst. Aber mache dir immer wieder bewusst, dass es viele Wege zu ihnen gibt und eine Sackgasse nicht bedeutet, dass du sie nicht erreichen wirst. Und stelle sicher, dass sie deine Ziele sind, und du keinem Traum nachjagst, nur „weil man das eben tut“. Es ist wie Weihnachten: Willst du ein perfektes Weihnachtsfest, weil du es willst, oder weil du glaubst, das man eben so ein Weihnachtsfest haben sollte und andere erwarten, dass du es umsetzt?
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