Zumindest bei weitem nicht immer. Aber wie kommt das? Sind Abkürzungen nicht eigentlich dafür gedacht, dich schneller an dein Ziel zu bringen?
Ob Abkürzungen dir helfen oder nicht, hängt davon ab, ob du weißt, was überhaupt dein Ziel ist. Denn schnell voranzukommen, aber gar nicht das eigentliche Ziel zu erreichen, bringt dich letzten Endes kein Stück weiter.
Was meinst du mit Abkürzungen?
Mit Abkürzungen sind hier bei Weitem nicht nur Schleichwege im Straßenverkehr gemeint, mit denen du schneller von A nach B kommst. Viel mehr geht es um die Abkürzungen überall im Leben: Um alles, was dir lästige Aufgaben abnimmt und dich schneller voran bringt. Dazu gehören Apps zum Zeit sparen, selbstständig agierende Haushaltsgeräte und Wundermittel zur schnellen Gewichtsreduktion.
Im Grunde sind all diese Wege um Zeit zu sparen sehr nützlich. Immerhin helfen sie dir, dich auf das Wesentliche zu konzentrieren statt viel zu viel Zeit mit eintönigen Standardaufgaben zu verschwenden. Das Problem: Sehr oft ist der Weg das Ziel. Wenn du hier abkürzt, erreichst du den Endpunkt deiner Reise schneller, kommst aber nicht am Ziel an.
Ein Beispiel: Um Gewicht zu verlieren, kannst du deine Ernährung ändern und mehr Sport treiben. Dies wird je nach Ausgangslage ein paar Monate in Anspruch nehmen. Wenn du dich für Abkürzungen entscheidest, kannst du eine Operation wählen. Dein Wunschgewicht hast du damit schnell erreicht, aber du hast weder gelernt, dich gesund zu ernähren noch deinem Körper durch Sport etwas Gutes getan.
Ein anderes Beispiel: Du möchtest eine Weltreise machen und brauchst dafür Geld. Du kannst anfangen, zu sparen und dein Geld sinnvoll anzulegen, um in ein paar Jahren die Welt zu bereisen. Auf dem Weg der Abkürzungen lauern hingegen windige Geschäfte, die in kürzester Zeit hohe Gewinne versprechen. Und obwohl die meisten Menschen wissen, dass es keinen nigerianischen Prinzen gibt, der sein Vermögen verschenkt, fallen genug auf diese Tricks herein. Den richtigen Umgang mit Geld lernt man so aber nicht.
Abkürzungen als Symptom
Abkürzungen sind oft ein Symptom für tiefer liegende Herausforderungen. Um bei dem Beispiel mit dem Gewicht zu bleiben haben viele Menschen den Eindruck, einfach nicht auf ungesunde Lebensmittel verzichten zu können oder aus Zeitmangel keinen Sport treiben zu können. Und bei dem Vorhaben, zu sparen, ist es meist die Bequemlichkeit, die verhindert, dass auf unnötige Ausgaben verzichtet wird.
Wenn du dich dabei ertappst, dass du keine Abkürzungen suchst, um effizienter zu arbeiten, sondern um dich vor bestimmten Problemen drücken zu können, solltest du innehalten. Denn dann werden alle Abkürzungen dich kein Stück weiterbringen.
Versuche stattdessen, herauszufinden, was genau dich davon abhält, die eigentlichen Probleme anzugehen – weshalb greifst du immer wieder zu ungesunden Lebensmitteln, und weshalb behältst du teure Abos, die du eigentlich gar nicht nutzt? Motiviert dich dein Ziel nicht genug, um dein Verhalten zu ändern, oder halten andere Stressfaktoren in deinem Leben dich davon ab? Setzt du die Zeit, die du durch Abkürzungen einsparst, auch wirklich sinnvoll für etwas anderes ein?
Manche Dinge kosten einfach Zeit
Menschen wollen es von Natur aus einfach und bequem haben. Das war für unsere Vorfahren auch durchaus sinnvoll, denn wer sparsam mit seinen Ressourcen umging, hatte höhere Überlebenschancen. Allerdings sind „überleben“ und „ein hohes Ziel erreichen“ durchaus zwei unterschiedliche Sachen.
Es ist eine etwas philosophische Herangehensweise. Aber die Erkenntnis, dass manche Dinge einfach ihre Zeit brauchen, kann dir helfen, mehr Ruhe und Ausgeglichenheit zu finden. Denn es geht nicht darum, jederzeit dein ganzes Umfeld zu kontrollieren und ständig das Tempo vorzugeben. Manche Dinge – Gewicht verlieren, eine Sprache lernen, den Haushalt machen – kosten einfach ihre Zeit.
Zu lernen, flexibel auf den Takt zu reagieren, den deine Umwelt anschlägt, kann in der Tat befreiend sein. Nutze die zwanzig Minuten am Abend, in denen du ein wenig in deiner Wohnung aufräumst, als Abschlussritual für den Tag. Gehe in Gedanken den nächsten Tag durch, oder freue dich über die schönen Momente dieses Tages. Das bringt dich selbst weiter, als wenn du den Saugroboter anschaltest, um noch ein bisschen länger vor dem Fernseher hängen zu können.
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