Der März 2018 ist gekennzeichnet durch den großen Datenskandal von Facebook. Alle überschlagen sich mit Berichten über Datenlecks, fehlenden Datenschutz und eine mangelnde Regulierung. Das Problem: Schuld sind wir selbst. Denn wir waren mehr als glücklich, die Verantwortung abgeben zu können.
Damit ist dieser Datenskandal ein Symptom eines größeren Problems: Verantwortung zu übernehmen ist anstrengend, nervig und sehr oft langweilig. Selbst, wenn es nur für uns ist. Deshalb drücken wir uns gerne davor. Geht dann etwas schief, ist der Schuldige schnell gefunden: Die Anderen. Deshalb neigen wir insgeheim alle dazu, Verantwortung abgeben zu wollen.
Was hat Facebook mit Verantwortung zu tun?
Ohne zu tief in das soziale Netzwerk abzutauchen, kann man sagen, dass Facebook nichts falsch gemacht hat. Jeder Nutzer hat die Möglichkeit, selbst einzustellen, mit wem er welche Daten teilt. Dafür bietet Facebook einen leicht erreichbaren Einstellungsbereich und eine ausführliche Erklärsektion.
Das Problem an dem aktuellen Datenleck: Einige Nutzer haben eine App verwendet, die auch Daten ihrer Facebook-Kontakte einsehen wollte. Hatten diese nicht abgestellt, dass Apps ihrer Freunde dies können, wurden auch ihre Daten gesammelt.
Jetzt stellt sich die Frage nach der Verantwortung: Hätten die Nutzer besser aufpassen müssen, wie ihre Privatsphäre eingestellt ist? Oder hätte Facebook sie deutlicher darauf hinweisen müssen, welche Optionen sie haben?
Oder allgemein formuliert: Wie viel Verantwortung kann man dem einzelnen Nutzer anvertrauen, und welche Entscheidung sollte man in seinem eigenen Interesse für ihn treffen?
Verantwortung abgeben leicht gemacht
Hand aufs Herz: Liest du AGB gründlich durch, ehe du den Haken für „Gelesen“ setzt? Schlägst du schwer verständliche Passagen nach, damit du nichts rechtsbindend annimmst, was dir später zum Nachteil gereichen könnte? Sehr wahrscheinlich nicht. Und damit gibst du jedes Mal Verantwortung für dein Handeln und deine Daten ab.
Doch was ist der Grund, weshalb wir so grundlegend wichtige Dinge oft nicht mit der nötigen Sorgfalt angehen? Eigentlich lässt es sich immer auf Bequemlichkeit runterbrechen. Wir sind zu bequem, uns einzulesen und zu verstehen, wie genau etwas hinter den Kulissen funktioniert. Wir sind zu bequem, uns ein umfassendes Bild zu machen und fokussieren uns stattdessen auf den kleinen Bereich, der uns gerade interessiert. Und wenn es schief gegangen ist, sind wir meist sogar noch zu bequem, etwas zu ändern.
Und im ersten Moment passiert ja auch nichts Schlimmes. Software und soziale Netzwerke können wir auch nutzen, ohne die AGB wirklich durchgelesen zu haben. Gleiches gilt für nicht gelesene Kaufverträge, Kredite oder Geldanlagen.
Verantwortung abgeben ist dumm. Sehr dumm.
Das Problem daran: Wenn es einmal schiefgegangen ist, können wir uns zwar darüber aufregen, sind aber machtlos. Denn wir haben uns ja vorher entschieden, uns das nötige Wissen nicht anzueignen und darauf zu vertrauen, dass es schon gut gehen wird. Und dann stellen wir fest, dass unsere Daten genutzt werden oder die Geldanlage gar nicht so gut ist, wie wir anfangs dachten. Blöd nur, dass es dann zu spät ist.
Was musst du tun?
Was du tun solltest? Auch, wenn es anstrengend, nervig und langweilig ist: Übernimm Verantwortung für dich. Lies die AGB. Beschäftige dich mit den Privatsphäreeinstellungen. Unterzeichne niemals einen Vertrag, den du nicht vollständig gelesen und verstanden hast.
Wenn du darauf wartest, dass dich jemand an die Hand nimmt und dir die Arbeit erspart, wirst du immer wieder auf die Nase fallen. Es ist egal, wie groß die moralische Verpflichtung für andere sein mag, dich zu unterstützen: Große Unternehmen werden ihr mit großer Wahrscheinlichkeit nicht nachkommen. Wenn du die Zügel nicht aus der Hand geben willst, bleibt dir also nichts anderes übrig, als selbst aktiv zu werden.
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