Minimalisten: Wer kann spontan reisen, wenn er einen Koffer, einen Seesack, einen Reiserucksack und noch eine Handtasche zu tragen hat? Wer kann spontan das Projekt im Ausland annehmen, wenn er einen Hund besitzt, in einem Leasing- und einem Handyvertrag gebunden ist?
Es heißt nicht umsonst im deutschen Volksmund “Eigentum verpflichtet”. Minimalisten sind dadurch reicher, weil sie wesentlich mehr Unabhängigkeit besitzen.
Natürlich ist es eine Disziplin Minimalismus zu leben, denn wie verführerisch ist es zu schoppen, sich die neuesten Gadgets zu holen und das Haustier ist doch so süß und ein echter Begleiter im Alltag. Doch wer es schafft mit weniger zu leben und Vertragsbindungen zu vermeiden, kann sich seine Freiheit sichern.
Häuser und Eigentumswohnungen machen unfrei
Häuser und Eigentumswohnungen, in denen man selbst lebt, sind in meinen Augen die krassesten Methoden, wie man sich selbst geiseln kann. Entschließt man sich ein Haus zu bauen, geht man ein jahrzehntelanges Committment ein. Sollte dann etwas im Leben anders laufen als gedacht, kommt man richtig schnell in Schwierigkeiten. Eine Wohnung zur Miete ist in vielen Fällen auch günstiger. Wer mehr davon erfahren möchte, dem empfehle ich die Bücher Cashkurs von Dirk Müller und Investment Punk von Gerald Hörhan.
Lange Vertragslaufzeiten drosseln Spontanität und gehen ins Geld
Ein Bespiel sind Handyverträge. Muss man sich wirklich für zwei Jahre einem Anbieter verpflichen? Ich sage nein. Der Handymarkt ist so umkämpft, dass der Käufer davon profitiert. Es gibt immer günstigere Anbieter. Wer schnell wechseln kann, ist klar im Vorteil. Auch Auslandsaufenthalte lassen sich so schneller umsetzen.
Ein Kauf ist immer eine entgültige Entscheidung
Geld ist ein Medium voller Möglichkeiten. 100 Euro können ein paar neue Schuhe, ein Jahresvorrat Schokolade, eine durchzechte Nacht mit Freunden und noch vieles mehr sein. Entschließt man sich diese 100 Euro auszugeben, ist dessen Schicksal besiegelt. Wie viele Möglichkeiten bieten sich, wenn man 10.000 Euro greifbar auf einem Tagesgeldkonto liegen hat? Genau das macht doch frei! Ich besitze wenig, habe aber Unmengen an Möglichkeiten auf meinem Konto liegen.
Minimalisten haben Zugang zu Gütern ohne sie zu besitzen.
Collaborativ Consumption heißt der Trend. Man muss heute nicht mehr alles besitzen, um in dessen Genuss zu kommen. Carsharing ist eine Variante davon, doch es geht noch viel weiter. Why Own It ist eine Plattform auf der du Dinge verleihen und borgen kannst. Oder man macht es einfach mal wieder Oldschool und borgt sich von Freunden oder Nachbarn.
Aussortieren, Verkaufen, Verschenken oder Wegwerfen
Du brauchst einen größeren Kleiderschrank, einen größeren Keller, eine größere Wohnung oder eine angemietete Storage-Unit? In den meisten Fällen Blödsinn. Warum mehr besitzen, als die eigene Wohnung unterbringen kann? Eine Regel ist: Alles was länger als ein Jahr nicht benutzt worden ist, muss weg. Ausmisten ist keine einfache Aufgabe. Wer da Hilfe benötigt, kann sie in dem Buch Simplify Your Life von Werner Tiki Küstenmacher finden.
Hast du schon mal versucht bewusst minimalistisch zu leben? Was hilft dir dabei? Auf welche Dinge konntest du auf keinen Fall verzichten? Wie machst du es auf Reisen? Teile deine Gedanken mit uns und hinterlasse einen Kommentar.
Ich empfehle dir, weiterführende Literatur für Minimalisten:
- Minimalismus: Weniger besitzen. Mehr leben. von Pia Mester
- Minimalist: Mehr Freiheit. Mehr Geld. Mehr Glück. von Sina Jasur
- Weisheit für Minimalisten von Peter Steiner
- Der kleine Minimalist: Praktische Erfahrungen für ein befreites, glückliches Leben von Joachim Klöckner
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Thomas says
Hallo,
wir haben ein kleines sehr günstiges Haus gekauft das sehr schnell abbezahlt ist und sparen uns dadurch die Miete, so das ich meinen Job reduzieren kann und mehr Freizeit habe, also das mit dem kein Eigentum haben und sich freier zu fühlen halte ich für ….. Die Alternative wär sich vom Vermieter gängeln zu lassen, Rücksicht auf Nachbarn nehmen, fühle mich jetzt wesentlich freier…
Gruß, Thomas
Melanie Retzlaff says
Hallo Thomas,
das klingt toll, wenn du dein Haus so schnell abbezahlen konntest und jetzt freier bist. Es ist schön auch andere Meinungen zu hören. Gerne mehr, wenn du magst.
VG
Melanie
Bert says
Ich sehe es mit dem Wohneigentum ähnlich. Ein Haus ist, abgesehen vom Finanziellen, einfach ein Mühlstein um den Hals. Als Mieter packe ich, sofern es die Umstände erfordern, meinen Krams in 3 Kartons und fange in einer anderen Straße /Ortsteil/ Stadt/ Land von vorne an….
KhaJi says
Hallo Melanie,
danke für deinen Artikel hier! 🙂
schade, dass nur so wenig Rückmeldung kam, mich hätte ein Meinungsbild schon sehr interessiert.
Ich selber habe das Buch „Simplify your life“ gelesen und habe versucht mein Leben danach umzustellen; den Minimalismus-Trend finde ich auch sehr spannend (aber nicht ganz so „fanatisch“ wie ihn manche betreiben, die nur noch insgesamt 8Sachen besitzen..). Bei mir war der Erfolg bis jetzt eher mäßig, weil ich gar nicht wirklich zum Ausmisten komme – irgendwas hält mich doch meist vorher ab… Entweder die Zeit oder ich brauche das ja eigentlich, das könnte ich ja noch benuten, ach das hab ich ja ach noch!… usw… Und hast du einen Tip mit Sachen, die man für die Arbeit benutzt? Ich habe einen kleinen Raum voll Sachen, die ich alle aber auch regelmäßig benutze für meine Arbeit, die kann man ja nicht einfach wegtun – aber mit Minimalismus oder mehr Freiraum ist da dann auch nicht viel..
Liebe Grüße, Khaki
Melanie Retzlaff says
Hallo Khaki,
in der Regel sollte gelten, wenn du es ein Jahr nicht benutzt hast, dann kann es weg. (wegschmeißen, verschenken etc.)
Was für Arbeitssachen meinst du denn? Könnte man sie digitalisieren?
VG
Melanie
enri says
Ja, das mit dem Haus stimmt nur bedingt. Irgendwo muss ja jeder wohnen, denn nur die wenigsten können oder wollen ungebunden ständig herumziehen. Und da gibt ein Haus schon mehr Freiheit als wenn man in einer Mietwohnung lebt.
Melanie Retzlaff says
Hallo Enri,
danke für deine Nachricht. Ich habe eine andere Meinung zu der Haussache. Einen Kredit für ein Haus aufzunehmen, ist ein extremes Commitment, welches oft über 20 Jahre läuft. Sollten sich in der Zeit deine Verhältnisse ändern z.B. weil du deine Arbeit verlierst oder weil du oder ein Familienmitglied krank wird oder man sich scheiden lässt, dann kann dich dieses Commitment sehr schnell erdrücken. Wenn du zur Miete wohnst, kannst du in eine kleinere Wohnung ziehen. Oftmals werden Mieten auch politisch gedrosselt. Preise für Wohneigentum nicht. Ich habe mir schon ein paar Bücher über das Thema durchgelesen und bis jetzt stand dort immer, dass ein Haus in dem man selbst wohnt keine wirklich Anlage sei. Ich denke es geht darum manövrierfähig zu bleiben und nicht ums ständige herumziehen. Ein Haus ist ein Luxusgut und keine Anlage. Dessen muss man sich bewusst bleiben. http://www.amazon.de/Cashkurs-machen-Aktien-Versicherungen-Immobilien-ebook/dp/B005NGDOHC/ref=sr_1_3?ie=UTF8&qid=1417616903&sr=8-3&keywords=dirk+müller
chris says
Wirklich erheiternd Deine Seite Melanie. Und was dort alles für moderne Begriffe einfließen. Da kann ich nur mit den Ohren schlackern. Früher hieß das einfach sparsam sein und Rücklagen bilden. Aber wahrscheinlich ist die heutige Generation dermaßen auf Konsum getrimmt, das man ihr den Klassiker als neuen Lifestyle verkaufen muss…
Lieber Gruß, Chris
Chris says
Wirklich erheiternd diese Seite. Was hier für moderne Begriffe einfließen. Da kann ich nur mit den Ohren schlackern. Früher hieß das einfach sparsam sein und Rücklagen bilden. Und das tat praktisch jeder der nicht gerade ein Holdrio war. Aber wahrscheinlich ist die heutige Generation dermaßen auf Konsum getrimmt, das man ihr den Klassiker als neuen Lifestyle verkaufen muss.
LG von C.
Mini-T says
Hallo Chris, das empfinde ich manchmal auch so, dass normale Sparsamkeit als neuer Minimalismus dargestellt wird, der dann auch schon manchmal in Geiz umschwenkt. Aber trotzdem ist es gut wenn die Leute umdenken. Ich kenne aber auch viel Minimalisten, die schon ein wenig mehr als nur sparsam sind ( nicht geizig) und dieses „weniger brauchen und weniger Wünsche haben“ wirklich verinnerlicht haben und glücklicher und freier damit sind.
Übrigens glaube ich, dass eine eigene Immobilie durchaus freier machen kann. Das hängt ein wenig auch von der Einstellung zum Geld ab und der Wahl der Immobilie. Wer sich eine so große und teure Immobilie kauft und die Abzahlung nur dann gewährleistet ist, wenn gar nichts schief geht hat falsch geplant und hält zu lange an dem Ding fest….. Man kann eine Immobilie auch wieder verkaufen. und ist damit genauso flexibel, wie ein Mieter.
Aber es ist doch unschätzbar befreiend, irgendwann mal keine Miete zahlen zu müssen lediglich die Nebenkosten. Diese Immobilie kann ich dann auch mal ein halbes Jahr verlassen um zu reisen OHNE Nomade zu werden. Ich denke das das eher mit der Einstellung im Kopf zu tun hat, ob eine eigene Immobilie einschränkt oder befreit.
Gruß
Mini-T