Es wäre so einfach, richtig erfolgreich zu sein, wenn Du nur genug Talent hättest. Alles würde Dir zufliegen, und ohne große Mühe könntest Du Meisterwerke erschaffen. Aber leider bist Du keines dieser Wunderkinder, die sich kaum anstrengen müssen für ihren Erfolg, weshalb du deine großen Träume besser gleich an den Nagel hängen solltest?
Falsch gedacht. Um Deine Träume zu erreichen, brauchst Du nämlich kein Talent, sondern Sitzfleisch, eben schlichtes Durchhaltevermögen.
„Ich habe gar kein Talent dafür!“
Das ist eine der häufigsten Ausreden, weshalb man gar nicht erst versuchen muss, einem Ziel nachzugehen. Schließlich gibt es so viele talentierte Menschen da draußen, dass man selbst doch keine Chance hat. Da ist es einfacher, von Anfang an kleine Brötchen zu backen und zu bedauern, nicht ebenfalls mit Talent gesegnet zu sein.
Tue dir selbst den Gefallen und gerate nicht in diese Sackgasse. Eines ist sicher: Du wirst deine Träume ganz sicher nicht erreichen, wenn du es nicht einmal versuchst. Es wird sicher Leute geben, denen dies leichter fällt als dir – aber das heißt nicht, dass es dadurch unmöglich für dich ist.
Talent ist beliebter als Fleiß
Die Krux an Talent ist, dass die allermeisten Menschen lieber sagen, dass eine erfolgreiche Person talentiert ist, als ihr Fleiß zuzugestehen. Denn Talent zu haben oder nicht zu haben, ist eine höhere Macht, auf die sie keinen Einfluss haben. Der Erfolg einer fleißigen Person hält ihnen den Spiegel vor, dass auch sie selbst ihre Träume erreichen könnten – wenn sie sich wirklich bemühen. Wer sich aber nicht aufraffen kann, möchte dies nicht immer wieder vorgeführt bekommen.
Talent ist eine Falle
Was komisch klingt, ist tatsächlich so: Talent entpuppt sich für diejenigen, die es besitzen, oft als sehr nachteilig. Es fällt ihnen oft schwer, sich aufzuraffen und ihr Talent auszubauen, weil ihnen vieles wie von selbst zufliegt. Und wenn sie etwas mit ihrem Talent erreichen, schlägt ihnen oft der Neid entgegen und nimmt ihnen die Freude daran. Menschen ohne Talent erreichen ihre Ziele durch sehr viel Fleiß und Durchhaltevermögen. Sie arbeiten hart und bringen Opfer, wodurch sie ihre Träume schließlich verwirklichen.
Hinter jedem Erfolg steckt harte Arbeit
Du wirst auf der Welt kaum einen erfolgreichen Menschen finden, der nicht für seinen Erfolg arbeiten musste. Egal ob Banker, Musiker, Schauspieler oder Selbstständiger: Hinter jedem Erfolg stecken viele Stunden Arbeit und Mühe. Talent erleichtert vielleicht einiges davon, aber ohne Arbeit liegt ein Talent brach.
Und das ist eine ermutigende Nachricht für jeden, der sich für untalentiert hält: Mit Fleiß und Durchhaltevermögen kannst du dein Ziel erreichen.
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Jan says
Hallo Melanie,
Das ist ein schöner und motivierender Artikel!
Im Kern sagst du, dass Menschen an Talent glauben wollen, weil es eine schmerzfreie Erklärung für das eigene Versagen ist. Bis vor kurzem hätte ich dir noch zu 110% zugestimmt. Heute stimme ich nur noch zu 95% zu 🙂
Soweit ich weiß, war es der schwedische Psychologe K. Anders Ericsson, der in den 90er(?) Jahren herausgefunden hatte, dass herausragende Leistungen nicht auf Talent, sondern auf „deliberate practise“, also „bewusster Übung“ basieren (das entspricht in etwa dem, was du als harte Arbeit bezeichnest).
Entweder Ericsson selbst oder Malcom Gladwell (bin mir nicht ganz sicher) hat diese Erkenntnis in Form der bekannten „10.000-Stunden-Regel“ schön plakativ in die Welt gesetzt.
Interessanterweise wurde 2014 eine Studie veröffentlicht, die untersucht hat, wie groß der Einfluss der harten Arbeit tatsächlich ist (hier der link zu der Studie: http://pss.sagepub.com/content/early/2014/06/30/0956797614535810).
Das Ergebnis: Der Einfluss von harter Arbeit auf den Erfolg ist kleiner als man bisher dachte und es hängt außerdem von der Disziplin ab. Je komplexer das Gebiet, umso weniger korelliert harte Arbeit mit Erfolg.
Im Berufsleben konnte nur 1% des Erfolges mit harter Arbeit erklärt werden. Natürlich bedeutet das nicht, dass die verbleibenden 99% Talent sind. Hier zählen wohl eher Glück (zur richtigen Zeit am richtigen Ort) oder Beziehungen zu den richtigen Menschen (Papa kennt jemden, der …).
Viele Grüße und weiterhin viel Erfolg mit deinem schönen Blog,
Jan
Melanie Retzlaff says
Hallo Jan,
danke für deinen tollen Kommentar und die Studie. Du kennst sicherlich Pythagoras und vielleicht auch seine pythagoreische Schule. https://de.wikipedia.org/wiki/Pythagoras Dort haben sich die Schüler genau mit dem Thema beschäftigt, welches sie am wenigsten konnten und auch am wenigsten Spass hatten. Bei mir wäre es das Thema Buchhaltung. 😉 Ich setze mich seit einem Jahr damit auseinander. Auch wen ich jeden Monat bei der Umsatzsteuer-Voranmeldung verzweifle, merke ich wie ich mich dadurch entwickle.
Vielleicht können wir von den Pythagoreern auch 2500 Jahre später noch etwas lernen.
VG
Melanie