Willst Du eine neue Sprache lernen, die dich privat interessiert oder beruflich weiterbringt? Aber Erinnerungen an quälendes Vokabellernen in der Schule lassen dich beim bloßen Gedanken daran erstarren? Außerdem hast du eh kein Gefühl für Sprachen, und so wichtig ist es ja nun auch wieder nicht?
Ganz schnell eine neue Sprache lernen
Hör auf, dich selber auszubremsen! Wenn du eine neue Sprache lernen willst, ist das kein Hexenwerk. Und in nur einem halben Jahr kannst du dich fließend in dieser Sprache ausdrücken. Wie das geht, verrät Chris Lonsdale in einem TED Talk. Denn alles, was du brauchst, sind 5 Prinzipien und 7 Handlungen.
Wichtig: Lonsdale klärt gleich zu Anfang über zwei Mythen auf, die das Sprachen lernen umgeben: Du brauchst kein Talent, um eine Sprache lernen zu können. Und es reicht nicht, dich einfach mit Menschen zu umgeben, die deine Wunschsprache sprechen – Immersion klappt nur bedingt.
5 Prinzipien
Das erste und allerwichtigste Prinzip, wenn du eine Sprache lernen willst, ist, dass du dich auf die Inhalte konzentrierst, die relevant für dich sind. Denn dann wird es dir leicht fallen und Freude bereiten, die neue Sprache zu lernen. Zwingst du dich stattdessen durch Vokabeln zu einem Thema, dass dir egal ist, wirst du kaum vorankommen.
Das zweite Prinzip ist, dass du vom ersten Tag an die neue Sprache nutzt, um zu kommunizieren. Niemand erwartet, dass du perfekte oder auch nur vollständige Sätze bilden kannst. Aber darauf kommt es nicht an! Du bist wie ein Kleinkind, das gerade erst sprechen lernt – nutze die Worte, die du bereits beherrschst, und unterstütze was du sagen willst, mit Gestik und Mimik.
Das dritte Prinzip hebt hervor, dass, wenn du die Nachricht verstehst, du auch die Sprache lernen wirst. Versuche zu begreifen, was dein Gegenüber dir mitteilen will. Wenn du dies verstanden hast, wirst du die dazugehörenden Worte leicht lernen.
Das vierte Prinzip sagt, dass es nicht darum geht, bloß möglichst viel Wissen über die Sprache anzuhäufen. Viel eher gleicht der Wunsch, eine Sprache lernen zu wollen, einem physischen Training. Du musst lernen, die Laute zu hören, die in deiner eigenen Sprache keine Verwendung finden, und lernen, diese Laute selbst zu Worten zusammenzufügen.
Das fünfte Prinzip macht einen weiteren, sehr wichtigen Umstand deutlich: Du musst in der richtigen Stimmung sein, wenn du eine Sprache lernen willst. Wenn du gestresst, wütend oder traurig bist, wirst du kaum Lernerfolge haben. Bist du stattdessen entspannt, glücklich und neugierig, fliegt dir die neue Sprache nur so zu. Lass dich nicht von einem übertriebenen Perfektionismus in den Wahnsinn treiben – du musst nicht jedes Wort verstehen!
7 Handlungen
Zu diesen fünf Prinzipien gehören sieben Handlungen, mit denen du „deine“ Sprache lernen kannst.
Die erste Handlung ist, viel zuzuhören. Es geht an dieser Stelle überhaupt nicht darum, dass du verstehst, was gesprochen wird. Stattdessen wirst du die Sprachmelodie kennenlernen, den Rhythmus von Sätzen, sich wiederholende Elemente.
Die zweite Handlung ist, zuerst die Bedeutung zu begreifen und dann die Worte zu lernen. Kommunikation besteht in großen Teilen aus Körpersprache und Betonung und nur zu einem kleinen Teil aus den tatsächlich geäußerten Worten. Mach dir das zunutze!
Mit der dritten Handlung wird es kreativ: Fange an, zu mischen! Mit 10 Verben, 10 Adjektiven und 10 Substantiven kannst du bereits 1.000 verschiedene Phrasen bilden. Klammere dich nicht an fixe Begriffe, sondern experimentiere mit dem, was du bereits kannst. Das Ergebnis soll nicht perfekt sein, sondern funktionieren!
Die vierte Handlung, um eine Sprache lernen zu können, besagt, dass du dich auf den Kern konzentrierst. Was ist der Kern? Das sind die wenigen Worte, mit denen ein Großteil der Kommunikation abläuft. Im Englischen besteht z.B. 85% der aktiv genutzten Sprache aus 1.000 Worten. Mit 3.000 Worten kannst Du bereits 98% der normalen Sprache abdecken. Und das, obwohl ungefähr 171.000 Worte benutzt werden, wobei die meisten englischen Muttersprachler einen Wortschatz von 20.000 bis 35.000 haben.
Als fünfte Handlung suche dir einen Sprachpartner. Wie ein Elternteil soll er dir helfen, dir helfen die neue Sprache zu lernen. Diese Person soll nicht deine Fehler korrigieren, sondern versuchen, dich bestmöglich zu verstehen und zu antworten. Dadurch, dass sie die Zielsprache fließend spricht, wirst du automatisch besser werden.
Als sechste Handlung kopiere den Gesichtsausdruck eines Muttersprachlers, wenn er spricht. Insbesondere die Mundpartie ist wichtig. So lernst du die richtige Aussprache.
Die siebte und letzte Handlung besteht darin, Worte mit einem Bild in deinem Kopf zu verbinden. Lerne nicht nur das Schriftbild für „Feuer“, sondern verknüpfe diese Vokabel mit dem Bild eines Feuers. Auf diese Weise bekommt es einen emotionalen Bezug für dich und ist viel besser lernbar.
Du kannst jede Sprache lernen
Teste für dich, welche dieser Prinzipien und Handlungen besonders gut für dich funktionieren. Springe dabei auch einmal über deinen eigenen Schatten, gerade, wenn es darum geht, schon ganz am Anfang mit Muttersprachlern zu reden. Mit den richtigen Sprachpartnern wirst du dich motiviert fühlen und überrascht sein, wie schnell du Fortschritte machst.
photo credit: The Sick Classroom by Michael Coghlan via photopin (license)
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