Der Sommer neigt sich gen Ende und bald schon zieht die Kälte grau in grau übers Land. Wer träumt sich da nicht gerne an sonnendurchflutete Orte. Am besten weit weg vom Alltag, wo alles Unnötige über Board fliegt. Ab dahin, wo sich der Verdacht bestätigt, dass viel Angesammeltes einfach nur Ballast ist.
Einmal die Welt bereisen, an einem exotischen Domizil leben oder in ein anderes Leben eintauchen. Es sind Träume, für die drei, vier Wochen kaum ausreichen. Wir reden von drei, vier Monaten oder idealerweise einem ganzen Jahr!
Sabbatical – ein Arbeitszeitmodell, dass Wünsche erfüllt
Der neudeutsche Begriff rührt vom Ursprungsort der Erfindung her – den USA. Dort genehmigen Unternehmen ihren Bediensteten Auszeiten von bis zu einem Jahr. Auch bei uns, wo sich viele nach einem Abenteuer sehnen, greift das Phänomen um sich. Mit ein bisschen Planung ist der Traum durchaus zu verwirklichen.
Seine Ursprünge erfährt das Sabbatjahr bereits in der Tora. Darin heißt es, dass im siebten Jahr der Acker ruhen soll. Auch heute noch richten sich orthodoxe Juden danach. Vor allem der Wortursprung aus dem Hebräischen šabat gibt Aufschluss und bedeutet: inne halten!
Aussteigen aus dem Rhythmus des Alltags
Im Berufsalltag erleben wir oft Termindruck, Konkurrenzkampf und Überlastung. Ein Zuviel davon schlägt auf die Freude an der Arbeit sowie auf die Lebensqualität. Auch neben dem Job herrscht ein beschleunigter Rhythmus. Wir bewegen uns mit hohen Geschwindigkeiten in Verkehrsmitteln. Ständig werden wir mit einer fast unüberwindbaren Informationsflut durch Medien und Kommunikationsmitteln konfrontiert. Gerne lassen wir uns einlullen von den bequemen Vorteilen unserer modernen Konsumwelt und leben fortan nach ihren Regeln. Oft merken wir zu spät, dass unsere Nerven darunter leiden. Auch das Familienleben sowie die Zeit für Hobbies und Reisen kommen zu kurz. Die Krankenkassen melden steigende Ausgaben für die Behandlung von Burn-Out-Erkrankungen.
doce far niente – Das süße Nichtstun
Ich bin dann mal weg. Es wird Zeit, sich auszuklinken von der Routine, von den vielen einzelnen Problemen, die Kopfschmerzen bereiten und eigentlich so rein gar nichts mit unseren Vorstellungen von Freiheit zu tun haben. So unterschiedlich wie die Bedürfnisse und Wünsche des Einzelnen sind auch die Motivationen, sich für ein Sabbatjahr freistellen zu lassen. Einfach mal nichts tun müssen, die Uhr vergessen und sich auf die Muße konzentrieren erscheint zunächst als reizvoll. In der Regel wissen die Freigestellten aber, wie sie sich aktiv betätigen wollen.
Carpe diem! – Nutze den Tag
Eine sinnvolle Gestaltung der Auszeit kann in Reisen oder Neuorientierungen liegen. Die Einen besuchen ein Kloster, schreiben an einem Buch. Andere arbeiten am Haus oder verfolgen private Projekte. Auch der Sehnsucht, eine berufliche Tätigkeit an einem Wunschort auszuüben, kann nachgegangen werden. Egal ob es sich dabei um die Arbeit als Animateurin auf Fuerteventura oder einen Arzt ohne Grenzen handelt. Akademiker nutzen das Sabbatical zum Schreiben ihrer Doktorarbeit oder für Forschungssemester. Sportlich ambitionierte widmen sich intensiv Wettkampfteilnahmen oder gar einem großen Segeltörn wie einer Atlantiküberquerung. Wie wär es mit einer Mitarbeit auf einer Ausgrabungsstätte in Peru, dem Ausgraben eines Brunnens in Nigeria oder einem Leben in der Natur am Baikalsee oder in Alaska?
Sabbatical – Aussteigen ist gar nicht so weit weg. Trau Dich.
In der Wirtschaft kann sich der Arbeiter durch Lohnverzicht und den Aufbau von Überstunden einen Freizeitanspruch schaffen. Dieser wird dann an einem Stück genommen bei konstantem Lohn und weiterhin geltendem Anspruch auf bezahlten Urlaub. In Deutschland können Beamte für zwei bis sechs Jahre für Zweidrittel bis Sechssiebtel des Lohns arbeiten und bekommen anschließend ein Jahr frei, in dem sie ebenfalls selbiges anteiliges Gehalt beziehen.
Organisatorisch ist einiges zu beachten. Wie werden Krankenzeiten angerechnet – zahlt der Arbeitgeber weiterhin die Versicherungsbeiträge? Weiterhin ist auf eine adäquate Vertretung zu achten. Wichtig ist, sich Geld auf die Seite zu legen und sich eine Aufstellung über alle laufenden Kosten zu machen. Die beste Auszeit ist von Juli bis Juli, da Steuern immer auf das ganze Jahr berechnet werden. Entsprechend niedriger werden sie, wenn jeweils nur ein halbes Jahreseinkommen angesetzt wird. Im Ausland sollte man sich auf jeden Fall privat krankenversichern.
Auch der Arbeitgeber kann vom Sabbatjahr seiner Angestellten profitieren. Blockfreistellungsmodelle bieten die Möglichkeit, konjunkturbedingte Überkapazitäten abzufedern, ohne Fachkräfte entlassen oder ihnen Kurzarbeit anbieten zu müssen.
Jetzt bist Du dran. Gönn Dir eine Auszeit und denke über Deine Träume nach, die Du verwirklichen möchtest!
photo credit: Stuck in Customs via photopin cc
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